Presseschau des Tages // 20.10.2022

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Eltern wünschen sich nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung viel häufiger einen Betreuungsplatz für ihre Kinder als dies angeboten wird. Wie die Stiftung am Donnerstag in Gütersloh im Ländermonitor "Frühkindliche Bildungssysteme 2022" mitteilte, fehlen in Deutschland im kommenden Jahr rund 384.000 Kita-Plätze, um den Bedarf zu decken.

In Westdeutschland sei die Lücke zwischen den Wünschen der Eltern und den Betreuungsmöglichkeiten besonders hoch, so die Stiftung. Dafür liege vor allem in Ostdeutschland der Betreuungsschlüssel weit hinter den wissenschaftlichen Empfehlungen zurück. Mehr als zwei Drittel der Kita-Kinder bundesweit würden in Gruppen betreut, bei denen eine Fachkraft für deutlich mehr als drei Kinder unter drei Jahren oder mehr als 7,5 Kinder über drei Jahren verantwortlich sei. In Ostdeutschland sei das sogar bei 90 Prozent der Gruppen der Fall.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssten nicht nur die Arbeitsbedingungen attraktiver werden, sondern auch deutlich mehr in Neueinstellungen investiert werden, rechnet die Bertelsmannstiftung vor. Wenn alle Gruppen nach dem empfohlenen Betreuungsschlüssel versorgt werden sollten, fehlten 308.800 zusätzliche Fachkräfte, was 13,8 Milliarden Euro alleine an Personalkosten entspräche. Die im geplanten Kita-Qualitätsgesetz vorgesehenen jeweils zwei Milliarden Euro für die frühkindliche Bildung in den kommenden beiden Jahren reichten bei weitem nicht aus, so die Bertelsmann-Stiftung.

Als kurzfristige Lösung schlägt der Ländermonitor vor, die Betreuungszeiten der Kinder zu reduzieren, um so für mehr Kinder ein Betreuungsangebot zu ermöglichen. Zugleich brauche es eine "grundlegende Bestimmung der Kernaufgaben von Kitas", erklärte die Stiftung. Überlegt werden sollte, ob "einzelne Aufgaben wie die Dokumentation von Bildungsprozessen oder die Durchführung von Tests eingeschränkt werden können".

Seit 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder, die älter als ein Jahr alt sind. Für die Über-Dreijährigen gilt er schon seit 1996. Die Bertelsmann-Stiftung beobachtet nach eigenen Angaben seit 2008 die Entwicklung der frühkindlichen Bildungssysteme. (KNA)